Ich folge der Schreibeinladung “ABC-Etüden” von Christiane. Die Vorgabe ist ein Text bestehend aus maximal 300 Wörtern mit den drei Wortspenden zu verfassen. Für die Wochen 10 bis 13 hat Werner Kastens die Wörter gespendet. Die Geschichte, der Text wird auf Christianes Blog “Irgendwas ist immer” in den Kommentaren verlinkt. Bei Christiane wird gelesen, kommentiert und diskutiert und so entsteht eine lebhafte, meist lustige Runde.
Vorwort
Bei der Betrachtung von Christianes Grafik fühle ich mich in andere Zeiten versetzt. Zu Zeiten Goethes mit seinem Werk “Die Leiden des jungen Werthers”. Oder ich sehe mich bei Jane Austen mit “Stolz und Vorurteil oder Schuld und Sühne”. Zu dieser Zeit waren Dichter noch ganz anders angesehen. Es gab ja kein Fernsehen, kein Kino wie heute. Zur Unterhaltung bei Gesellschaften trugen Musiker mit Gesang und Instrumenten zur musikalischen Umrahmung bei. Dichter lasen aus ihren neuesten Werken oder trugen ihre Gedichte vor. Die Künstler wurden umschwärmt, waren beliebt und begehrt, aber oft genauso so auch beneidet oder verachtet. Systemkritische Dichter oder Denker zum Beispiel hatten natürlich ein kleineres Publikum, als Dichter romantischer Verse.
ABC-Etüde Früh übt sich
Die junge Eleonore hatte es nicht leicht in ihrem Elternhaus. Sie, als die älteste Tochter war immer noch nicht verheiratet. Ihre beiden jüngeren Schwestern dagegen schon und Marie war sogar bereits guter Hoffnung. Eleonore bekam das täglich von ihrer wütenden Mutter zu hören. Doch sie hatte eben ihren eigenen Kopf, sie nahm nicht genügsam ihr Schicksal entgegen. Eleonore war intelligent genug, um klare Vorstellungen von ihrem Lebensweg zu haben. Das war genau das Problem, das die Verehrer verschreckte. Eine denkende Frau im Haus wollte der geneigte Mann von damals nicht haben. Da litt ja sein Ansehen.
Eleonore war hübsch, wild und eigensinnig. Die Bemühungen ihrer Mutter, sie bei jedem sich bietenden Anlass zu verkuppeln, schlugen fehl. Es war Eleonore schon peinlich angeboten zu werden wie sauer Brot. Das hatte sie doch gar nicht nötig. Doch zu Beginn des 19. Jahrhunderts war es eine Schande, mit Anfang zwanzig noch unverheiratet zu sein. Eine Frau konnte sich ja nicht alleine versorgen, sie hatte keinen Beruf, kein Einkommen. Und dann war es noch wichtig, eine gute Partie zu machen. Damit ein guter Lebensstandard gesichert ist, vielleicht sogar im Luxus zu schwelgen.
Mit ihrer blühenden Fantasie begann sie schon in jungen Jahren Geschichten zu schreiben. Sie las sie dann ihren Geschwistern vor, die waren hellauf begeistert davon. Die Dichterlesungen bewegten sie dazu, ein Büchlein zu erstellen. Der Weg war steinig und schwer, keiner wollte einer Frau darin helfen, sich in ihren Augen lächerlich zu machen. Doch schließlich traf sie auf einen verständigen Verleger, der ihr Buch veröffentlichte. Sie war so stolz auf ihr erstes Buch und bekam auch noch Geld dafür. Eleonore beschloss, das Schreiben zur Passion zu machen. Sie schrieb zeitkritische, aber auch romantische Geschichten, die schnell ihre Anhängerschaft fand. Eleonore heiratete nie, sie lebte für ihre Bücher, Gedichte und Geschichten.
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“Doch zu Beginn des 19. Jahrhunderts war es eine Schande, mit Anfang zwanzig noch unverheiratet zu sein.”
Da habe ich geschmunzelt. Ich bin in einer Gesellschaft aufgewachsen, da herrschte genau diese Mentalität noch im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts. Aber wenn die Eltern ihrer Tochter erlauben zu studieren, muss man sich ja nicht wundern 😂 😂
Ja, Gabriella, das stimmt, diese Mentalität hielt sich noch lange, war es auch noch die Ausnahme ein unverheiratetes Fräulein zu sein. Und eine studierte Frau noch dazu, unglaublich…
Und dann noch im Konkubinat mit Kind lebend 🙂
ohja, Gabriella 🙂
Ich habe immer gedacht, dass die Brontë-Schwestern ein ziemlicher Einzelfall waren, was den Erfolg angeht, stimmt das nicht? Übrigens haben alle zeitlebens unter männlichen Pseudonymen veröffentlicht.
Ich habe keine große Lust, jetzt Lebens- und Veröffentlichungsdaten von Schriftstellerinnen im 19. Jahrhundert im Detail durchzugehen, aber meiner Meinung nach bist du mit “Anfang des 19. Jahrhunderts” deutlich zu früh dran 🤔.
Danke, dass du wieder mitschreibst!
Spätnachmittagskaffeegrüße ☁️☕🍪
Ich habe an Jane Austen zum Beispiel gedacht. Diese lebte 16. Dezember 1775 in Steventon, Basingstoke and Deane; † 18. Juli 1817 in Winchester.
1813 hat sie ihren erfolgreichsten Roman Stolz und Vorurteil veröffentlicht. Das ist das frühe 19. Jahrhundert, korrekt?
Die “guten alten Zeiten”. Im Rückblick könnte man verzweifeln, dass alles so lange gedauert hat. Immer wieder zeigt es sich, wie zäh es ist, Neuerungen durchzusetzen.
Das stimmt wohl Werner, das dürfte das Schwierigste mit sein, Neues durchsetzten
Ein gelungener Ausflug in frühere Zeiten.
LG Anna-Lena
Danke Anna-Lena, solche Ausflüge mache ich eigentlich gelegentlich ganz gerne, LG