In meiner Jugend war es sehr beliebt, das Poesiealbum. Darin verewigten sich Freundinnen, Schulkameradinnen und Kameraden. Aber auch die Lieblingslehrer und Referenten, Nachbarinnen, Tanten, Omis, Onkels usw. Bei meinen Kindern hieß es dann schon Freundschaftsbuch und es wurden die Lieblingsfilme und Spiele mitgeteilt. Bestenfalls schrieb man noch Hobbys und Lieblingsbücher hinein.
In Gedenken an die zum Teil gruseligen Dichtungen lass’ ich es hier noch einmal aufleben.
Verse aus Großmutters Poesie-Album
Die Verse im Poesiebüchlein unserer Omas spiegeln die Einstellung der damaligen Gesellschaft extrem wider. Mädchen müssen bescheiden, brav und sittsam sein. Es ging auch sehr blumig zu, als Zeichen dafür, dass die Gedichtlein für Mädchen gedacht sind. Dazu wurden schöne Klebebilder geklebt, die sehr romantisch aussehen.
Foto aus dem Poesiealbum
Vergißmeinnicht
Unter Buchen, unter Linden, wirst du einst ein Blümlein finden, welches leise zu dir spricht: Leb wohl, vergiß mein nicht.
Es blüht ein schönes Blümchen auf unserer grünen Au, sein Aug' ist wie der Himmel so heiter und so blau. Es weiß nicht viel zu reden, und alles was es spricht, ist immer nur dasselbe, ist nur: vergiß mein nicht.
Es grüßen blaue Blümlein licht in deinem Garten klein, sie bitten dich: Vergiß mein nicht, denn ich gedenke dein.
Rosen, Tulpen, Nelken, alle Blumen welken, nur das eine Blümlein nicht, es heißt Vergissmeinnicht.
Rosen
Ich wollt' ein Kränzlein binden, da kam die dunkle Nacht. Nur Rosen konnt' ich finden, die hab' ich dir gebracht.
So wie die Rosen blühen, so blühe auch dein Glück. Und wenn du Rosen siehst, so denk an mich zurück.
Ich wollt' ein Kränzlein binden, da kam die dunkle Nacht. Nur Rosen konnt' ich finden, die hab' ich dir gebracht.
Der Rose süßer Duft genügt, man braucht sie nicht zu brechen. Und wer sich mit dem Duft begnügt, den wird ihr Dorn nicht stechen.
Dir steht das Leben offen, mögst du auf Rosen stehn, mir bleibt nur ein Hoffen auf ein frohes Wiedersehn.
Veilchen
Blüh’ wie das Veilchen im Moose, sittsam, bescheiden und rein. Und nicht wie die stolze Rose, die immer bewundert will sein.
Dem kleinen Veilchen gleich, das im Verborgenen blüht. Sei immer fromm und gut, auch wenn dich niemand sieht.
Lustige Sprüche für das Poesiealbum
Ein Seehund lag am Meeresstrand, wusch sich die Schnauze im weißen Sand. O möchte doch dein Herz so rein, wie diese Seehundschnauze sein.
Ein Häuschen aus Zucker, aus Zimt die Tür, den Riegel aus Bratwurst, das wünsche ich dir.
Wenn alles sitzen bliebe, was wir in Haß und Liebe so voneinander schwatzen, wenn Lügen Haare wären, wir wären rauh wie Bären und hätten keine Glatzen(Wilhelm Busch)
Wenn du glaubst, ich lieb' dich nicht, ich treib’ mit dir nur Scherz, so zünde ein Laternchen an und leuchte mir ins Herz.
In meinem Zimmer rußt der Ofen, in meinem Herzen ruhst nur du.
Der braune Bär lebt in Sibirien, in Afrika, da haust das Gnu, das schwarze Schwein lebt auf Sizilien, in meinem Herzen haust nur du.
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Verse von berühmten Dichtern und Denkern für das Poesiealbum
Irrtümer haben ihren Wert, jedoch nur hier und da. Nicht jeder, der nach Indien fährt, entdeckt Amerika. (Erich Kästner)
Das ist der Weisheit letzter Schluss: Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, der täglich sie erobern muss. (Goethe)
Die Freuden, die man übertreibt, verwandeln sich in Schmerzen. (Justin Bertuch) Wer mit dem Leben spielt, kommt nie zurecht, wer nicht sich selbst befiehlt, bleibt immer Knecht. (Goethe)
Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. (Erich Kästner)
Nur eins beglückt zu jeder Frist: Schaffen, wofür man geschaffen ist. (Heyse)
Der eine fragt: Was kommt danach? Der andere fragt nur: Ist es recht? Und also unterscheidet sich der Freie von dem Knecht.(Storm)
Verse in Form von Ratschlägen und Wünschen für’s Poesiealbum
Nur Liebe, Glück und Freude zieh in das Herz dir ein, und frei von allem Leide, mög’ stets dein Leben sein.
Vielen teile deine Freuden, allen Munterkeit und Scherz, wenig Edlen deine Leiden, Auserwählten nur dein Herz.
Bleibe einfach, fromm und wahr, fühle, denke, handle klar. Halte rein dein junges Gemüt’, doch des Herzens Schmuck ist Güte.
Tu nur das Rechte in deinen Sachen, das andere wird sich von selber machen.
So viel Sterne am Himmel sprühen, unermeßlich großer Zahl: so viel Glück soll dir erblühen, nach des Herzens eigner Wahl.
Genieße still und zufrieden den sonnig heitern Tag. Du weißt nicht, ob hienieden, ein gleicher kommen mag.
Solche wähle zu Begleitern, auf des Lebens Bahn, die dein Herz und deinen Geist erweitern, dich ermutigen, erheitern, mit dir eilen himmelan. (Schiller)
Fazit
Erinnerst du dich an den einen oder anderen Vers?
Beim Googeln bin ich bei “Sprüchetante” gelandet, hier findest du alles rund um Verse, Redewendungen, Gedichte und Reime.